Am 24. 8. 2013 sprach Martin Lohmann den Wochenkommentar bei
Radio Horeb. Er ist unter anderem Chefredakteur des katholischen Fernsehsenders
K-TV
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Bildquelle: K-TV Fernsehen |
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Liebe Hörerinnen und Hörer,
heute
hätte ich Ihnen eigentlich gleich mehrere Wochenkommentare anzubieten. Denn:
Die Themenlage ich so bunt. Über die Qual der Wahl für überzeugte Christen in
genau vier Wochen könnten wir reden – und feststellen, dass es recht schwierig
geworden ist, hier richtig zu entscheiden. Das „C“ im Parteinamen garantiert
längst nicht mehr ein christliches Profil. Aber ich wette, zu diesem Thema
haben wir noch viele Gelegenheiten. Klar, ich könnte auch noch einmal deutlich
hinweisen auf den Marsch für das Leben, zu dem wir uns genau heute in vier
Wochen in Berlin treffen werden, also einen Tag vor der Bundestagswahl, um ein
beeindruckendes Zeugnis aller Generationen für das Leben zu geben. Ich freue
mich schon, möglichst viele von Ihnen mittags vor dem Kanzleramt begrüßen zu
können. Am 21. September!
Aufgreifen
will ich aber etwas anderes, wozu mich das Vatican-Magazin gebracht hat. Dort
bin ich in einem Beitrag der Frage nachgegangen, wie sehr uns die Diktatur des
Relativismus allenthalben schon im Griff haben will. Wer aufmerksam ist, wird
deren Spuren überall entdecken können. Ich lade Sie also ein, mit mir auf eine
konkrete Spurensuche zu gehen. Unter dem Titel: Feigheit fressen Freiheit auf.
Das süße Gift des Relativismus ist tiefer eingedrungen
als vermutet. Wer genau hinschaut, muss erkennen: Es herrschen perfide
Wahrheitsphobie und Intoleranz im Namen einer entleerten Aufklärung und einer
missbrauchten Gleichberechtigung. Auch Christen sind vom mentalen
Anti-Immun-Virus infiziert. Und im Ergebnis haben wir eine perfide moderne
Christenverfolgung und die Zerstörung des christlichen Menschenbildes.
Ach ja: Woran erkennt man eigentlich eine Diktatur? Da
gibt es viele Hinweise. Und eigentlich ist es ziemlich einfach. Denn in
Diktaturen herrschen Angst vor der Wahrheit, Angst vor der Freiheit, Angst vor
Toleranz, Angst vor Respekt, Angst vor der Menschenwürde, Angst vor
Ehrlichkeit, Angst vor Diskussionen, Angst vor Meinungs- und Redefreiheit. Weil
Unfreiheit, Unsicherheit, Komplexbeladenheit und tief sitzende Selbstzweifel
subcutan vorherrschen, müssen sie geradezu zwanghaft verborgen und geleugnet
werden. Der Schutz für diese Neurose, die letztlich eine Phobie vor dem
Menschen und seiner Berufung zu Freiheit und Verantwortung ist, besteht in der
Aggression gegen alles, was eben mit Freiheit, Verantwortung und – sprechen wir
es mutig und gelassen aus – mit Schöpfungsordnung zu tun hat. Diktaturen sind
also letztlich angstbesessene Angstmacher.
Ob Benedikt XVI. genau das gemeint hat, als er vor und
während seines Pontifikats von der Diktatur des Relativismus sprach und vor
ihren Auswirkungen warnte? Ob er bereits ahnte, dass selbst die Ökumene
zwischen Katholiken und Evangelischen schon bald Opfer dieser Diktatur werden
könne? Denn sicher ist: Die Sache mit der Ökumene scheint schwieriger zu
werden. Während sich manche auf das Gedenken der Spaltung vorbereiten, einige
gar davon träumen, daraus ein Jubiläum zu machen, werden wichtige Wegstrecken
dorthin offenbar sehenden Auges kräftig verbaut. Die so genannte Orientierungshilfe
der Evangelischen Kirche zu Fragen der Ehe – oder sollte man sagen: das
Desorientierungspapier – ist ein betrüblicher Beweis für einen höchst
bedenklichen Zustand bestimmter Teilchristentümer in der Mitte Europas.
Was da als neues Familienbild verkündet wurde, ist der
Abschied von der Schöpfungsordnung, von Jesus Christus, von der Schrift und
letztlich von einer ernstzunehmenden Ökumene, in der sich verschiedene
Konfessionen eigentlich darum zu bemühen haben, in Treue zur Wahrheit des
Gottessohnes diesem immer näher zu kommen – und somit einander. Die im
„Familienpapier“ der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vollzogene
Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften mit der richtigen Ehe von
einem Mann mit einer Frau ist eine skandalöse Verbeugung vor einer kleinen,
aber offenbar angsteinflößenden Gruppe von Menschen, die eine bestimmte
sexuelle Neigung zum Alleindeutungsmerkmal ihrer selbst intolerant und unter
Zerstörung klarer Denkstrukturen einfordern. Und die jeden diskriminierend der
Intoleranz oder Diskriminierung bezichtigen, der sich noch wagt, hier Kritik zu
üben.
Eine Verbeugung vor dem Gottessohn Jesus Christus, der
eindeutig und konsequent auf den Schöpfungsplan des Vaters hinwies, als er die
unauflösliche Ehe zwischen Mann und Frau verbindlich erklärte, ist das
„Familienpapier“ der EKD wahrlich nicht. Eher schon ein despektierlicher
Fußtritt.
Es gibt – leider bis in die Kirchen hinein – inzwischen
viel Verleugnung, Verleumdung, Aggression, Einschüchterung gegen Toleranz,
Anstand, Freiheit und Achtung. Und all das hat auch mit der Psycho-logie des
antireligiösen Affektes zu tun, der gleichsam das Schmieröl für die Diktatur
des Relativismus ist. Und mit einem gekränkten Narzissmus des modernen Menschen
und seinem allzu brüchigen Selbstwertgefühl der Gottlosigkeit.
Offenbar fühlen sich solche Menschen regelrecht bedroht
von Menschen, die sich darum bemühen, aus ihrem Glauben heraus zu leben und
andere zu tolerieren. Also Vorsicht, liebe Hörerinnen und Hörer: Sie und ich
sind für manche im Grunde genommen schwache und ängstliche Menschen eine
Bedrohung, weil wir an Gott glauben und versuchen, uns nach ihm auszurichten,
Seine Wahrheit in die Welt zu tragen.
Es gibt tatsächlich viel irrationale Aggression gegen
Religion und vor allem Menschen, die anderen, schwachen Gestalten offenbar
schon ein Dorn im Auge sind, wenn sie aus ihrem Glauben heraus eine gewisse
Verlässlichkeit und Stabilität wie auch ein verankertes Selbstwertgefühl zu
zeigen in der Lage sind.
Neid auf religiös gefestigte Menschen? Geradezu
pubertierende Eifersucht auf jene, die zu zeigen bereit sind, dass ein Leben
aus dem Glauben möglich ist? Dass Vertrauen auf und in Gott wirklich lebbar
ist? Kain hat genau deshalb Abel erschlagen. Die Wirklichkeit, die wir erleben,
ist uralt und seit Urzeiten wahr. Und es gibt diese Kains auch heute noch. Und
sie finden Mitläufer. Überall. Auch in den Kirchen. Leider.
Entstanden ist ein System der Angst – vor Klarheit und
Wahrheit in dem vorpubertärem Empfinden, auf jeden Fall politisch korrekt sein
zu müssen – was immer das auch sei. Wer sich mutig kritisch äußert, läuft
sofort Gefahr, in der Diktatur der Verwirrung und geistigen Entwurzelung in
eine Ecke gedrängt zu werden.
Diskriminierung, Intoleranz, Rufmord. Das sind die
Mittel dieser wie jeder echten Diktatur. Dazu gehört auch die tatsächliche
Zerstörung der Ehe als Ehe – durch Entwertung, weil man nicht Vergleichbares
vergleicht und somit einzigartig Kostbares beschädigt.
Da ist es dann nur noch folgerichtig, dass alles, aber
auch wirklich alles dieser altneuen Ideologie und Diktatur geopfert wird und
sich selbst Kirchenleute nicht mehr trauen, etwa in der Frage des
Adoptionsrechtes gleichgeschlechtlicher Paare einmal nach dem Kindeswohl zu
fragen. Denn dieses braucht, das wissen wir nicht erst seit den leider allzu
berechtigten Warnungen von Christa Meves, Vater und Mutter. Am besten
Originalvater und Originalmutter in einer Original- und Erstfamilie!
Und die Kritiker? Sie werden kräftig verleumdet, man
nimmt ihnen Lehraufträge unter dem Hinweis auf angebliche Empörungsdebatten,
die man freilich selbst inszeniert unter Studenten, unterstellt ihnen
Homophobie, die dann auch jeder vorsichtshalber einmal glaubt, um nicht selbst
ins Kreuzfeuer zu geraten.
Also noch einmal: Es passiert all das, was eine
Diktatur beherrscht: Rufmord, Verleumdung, Unterstellungen, Fälschungen und
Hass. Diejenigen, die selbst als Wahrheitsphobe eine geradezu panische Angst
vor allem haben, das mit Gott und der von ihm geoffenbarten Klarheit zu hat,
können nicht anders, als mit Lug und Trug zu hantieren. Sämtliche Instrumente,
die der Satan da bereithält, scheinen willkommen. Da hilft dann wenn überhaupt
nur mittelfristig die christliche Erkenntnis, dass der Diabolos auch aus
tausend Lügen keine Wahrheit zimmern kann. Was, wenn allzu viele von den
Mitläufern und Angsthasen der Diktatur des Relativismus bereitwillig
rückgradlos glauben, was ihnen da geschickt und angstmachend diktiert wird!?
Aber, ich mache uns allen berechtigten Mut: Aus der
Geschichte wissen wir, dass Diktaturen irgendwann zusammenbrechen. Angst ist
niemals stabil. Der Geist will letztlich Freiheit und sehnt sich nach Wahrheit.
Christen sind berufen, freiheitsliebende Apostel der
Wahrheit zu sein. Unterschiede zu erkennen und zu benennen, ist keine
Diskriminierung. Aber gelebte Toleranz! Angstfrei. In Respekt. Die Diktatur des
Relativismus, der manche dünnen „Familienpapiere“ ergebendst dienen, ist nichts
Christliches. Die mutige Liebe zu Christus und seiner Botschaft und dem in
Freiheit verankerten christlichen Menschenbild hingegen sehr wohl. Denn
christlich ist nicht, Freiheit von der Feigheit auffressen zu lassen.
Christlich ist: Freiheit frisst Feigheit. Komplett. Es gilt, was schon früher
galt: Et si omnes, ego non. Und wenn es alle machen – ich nicht!
Gut, dass es Radio Horeb und das katholische Fernsehen
K-TV gibt! Wir helfen gerne bei der Orientierung, auf die Diktatur nicht
hereinzufallen und stark zu werden gegen Lug und Trug.
In diesem Sinne: Eine gesegnete, eine starke Zeit! "